Wachau im Mittelalter

Erstellt von Prof. Dr. Andreas Otto Weber |

Seit über 1000 Jahren Weinkultur in Verbindung mit Bayern

Die Wachau in Niederösterreich ist sicherlich das renommierteste Weinbaugebiet Österreichs. Berühmte Weingüter mit klingenden Namen säumen den Weg zwischen Melk und Krems, wenn man die Straße nördlich der Donau nimmt.

Die Weinkultur in der Wachau entstand in der Zeit Karls des Großen und seiner Nachfolger neu, nachdem der Frankenkönig das Awarenreich 791 bis 796 n. Chr. unterworfen hatte. Das in diesem Krieg eroberte Land zwischen der Enns und dem Raum um Krems wurde nun vor allem an bayerische Klöster und Bistümer übereignet. Sie begannen damit Kirchen zu bauen und Menschen anzusiedeln. Von Anfang an war dabei der Weinbau in der Wachau die wichtigste landwirtschaftliche Nutzungsform.

Die beschenkten Klöster konnten hier großzügig Besitz abstecken: Das Kloster Metten, das in Niederbayern bei Deggendorf liegt, erhielt einen etwa neun Kilometer langen Abschnitt des südlichen Donauufers zwischen Rührsdorf und Mautern mit dem Zentrum Rossatz. Dieser Besitz ging über die Jahrhunderte zum Teil verloren, vor allem an Adelige, wie die Babenberger und die Kuenringer.

Kloster Metten als Grundherr

Das Kloster Metten hatte in Rossatz aber den Weinbau etabliert. Jahr für Jahr wurde seither ein vertraglich festgelegter Teil des Weinernte der Rossatzer Winzer donauaufwärts zum Kloster Metten transportiert. Später waren auch andere bayerische Klöster wie Suben, St. Nikolai in Passau, Tegernsee, Baumburg, Weihenstephan und Klöster in Oberösterreich in Besitz von Rossatzer Weinlagen.

Im Gegensatz zu den nördlich der Donau gelegenen Weinbergen in Weißenkirchen und Dürnstein sind die Rossatzer Weinlagen (Rieden) keine Steillagen mit gemauerten Terrassen, sondern sie sind eher sanft zur Donau hin geneigte Hänge. Hier mischen sich Flussablagerungen mit Urgestein des Dunkelsteiner Waldes und geben den Rossatzer Weinen eine besonders mineralische Ausprägung.

Die Weine von Heinz und Adrienne Sigl

Wie kein anderer versteht es heute der junge Winzer Heinz Sigl gemeinsam mit seiner Frau Adrienne das Terroir von Rossatz zur Geltung zu bringen; denn nahezu alle seine Weine stammen aus Einzellagen. Die Weine, die Sigl aus den Lagen Steiger, Frauenweingarten, Kirnberg erntete, zeigten im Jahrgang 2019 großartige Stilistik, die mit den besten Weingütern der Wachau konkurrieren kann. Ein Erlebnis war in der letzten Verkostung der Grüne Veltliner Federspiel aus dem Ried Kirnberg. Ein sehr saftiger, mineralisch würziger Wein. Der Wein zeigt, welchen Vorzug die Mönche des Klosters Metten aus den bisher oft verkannten Lagen des südlichen Donauufers über Jahrhunderte gewonnen haben.

von Andreas Otto Weber

Literatur: Andreas Otto Weber, Studien zum Weinbau der altbayerischen Klöster im Mittelalter. Altbayern - österreichischer Donauraum - Südtirol (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 141), Stuttgart 1999.

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