Vin doux naturel aus dem Roussillon

Erstellt von Dr. Karin Weber |

Das Roussillon in der südlichsten Ecke Frankreichs zwischen Mittelmeer, Pyrenäen und dem Corbières-Mittelgebirge gelegen bietet für Gourmets und Weinliebhaber viele Besonderheiten zum Entdecken.

Terroir und Klima
Klimatisch profitiert das Roussillon vom nahen Mittelmeer. Doch ein recht stetig wehender, kühlender Wind von den Bergen, der Tramontane, nimmt die größte Hitze und sorgt für trockene und damit beste Bedingungen für gesundes Traubengut.
Basierend auf der unterschiedlichen Geologie zwischen Pyrenäen, Corbières und Canigou sind die Böden aus Granit, Kalk, Sandstein, Schiefer oder Molasse aufgebaut. Immer aber sind sie steinig und karg und bieten beste Voraussetzungen für Weinbau. Zusammen mit der großen Sommertrockenheit sind die kargen Böden verantwortlich für die bescheiden kleinen Erträge. Die gelesenen Trauben wiederum liefern Most mit einer hohen Aromendichte.
Drei Flüsse Tech, Têt und Agly durchschneiden dieses Gebiet in Richtung Mittelmeer. Die Weinberge liegen an ihren zum Teil steilen Hängen - befestigt durch handgelegte Trockenmauern - und auf Hügeln, die bis auf 500m Seehöhe reichen.

Vin doux naturel aus dem Roussillon
Diese außergewöhnliche Landschaft ist Heimat einer großen Vielfalt an Weinen, besonders bemerkenswert ist der 'Vin doux naturel' – der natürliche Süßwein.  Das Adjektiv 'doux' bezeichnet hier nicht einfach nur 'süß', sondern ebenfalls 'sanft', 'mild' und 'leicht'. Die deutsche Übersetzung Süßwein trifft daher nicht die ganze Bedeutung der 'Vins doux naturels' (VDN). Schöner und klingender sind die entsprechenden Appellationen: Maury, Banyuls und Rivesaltes.
Es gibt weiße, goldene, ziegelrote und dunkelrote Weine, deren Farbe je nach Rebsorte und Vinifizierung, sowie Lagerung unterschiedlich ausfällt.

Rebsorten
Die wichtigsten Rebsorten für den VDN sind die hier historisch angestammten

  • Grenache (rouge, blanc und gris),
  • Muscat, Macabeu, Malvoisie
  • und die reinen Rotweinreben
  • Syrah, Carignan noir und Cinsault.

Natürlich
Diese Süßweine behalten ihre natürliche Traubensüße, da der Verlauf der Gärung gestoppt wird durch die Zugabe von reinem Weinbrand. Dieses Vorgehen nennt sich im Französischen 'mutage', was sich auf das Verstummen der Gärung und ihres typischen Bitzelgeräuschs bezieht.
Der Alkoholgehalt der VDN liegt also relativ niedrig bei 15-17 % und macht sie bekömmlicher im Vergleich zu Port- und Sherryweinen, die regelmäßig bei 19-22 % Alkohol sind.

Variationen: Grenat, Tuilé und Muscat

Grenat
Granatroter, junger Vin doux naturel aus der Grenache noir-Traube. Typisch ist der reduktive Ausbau und die fruchtige Aromatik. Verbreitet zum Beispiel in der Appellation Maury Grenat oder Rivesaltes Grenat.

Tuilé
Ziegelroter Vin doux naturel, der oxidativ ausgebaut wurde. Dabei kommt der Wein mit Sauerstoff in Kontakt, entweder in großen, nicht ganz gefüllten Fässern oder in den typischen, bauchigen Glasflaschen, die im Freien Wind und Sonne ausgesetzt werden. Diese uralte Methode ist die ursprünglichste Version eines Vin doux naturel, bei der eine vielschichtige Aromatik und Langlebigkeit erreicht wird. Dabei entwickeln sich die gesuchten 'Rancio'-Aromen, die Pilzen, Leder und Kakao ähneln und eine Ähnlichkeit zu Tawny Port oder Oloroso Sherry erreichen.

Muscat de Rivesaltes
Die weiße Muskateller-Rebe kommt hier in zwei Variationen vor: der kleinbeerigen Muscat à petit grain und der großbeerigen Muscat d'Alexandrie. Beiden gemeinsam ist die einzigartig fruchtig-blumige Aromatik mit Nuancen von Birne, Litschi und Rose.

 

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